Wenn das Institut der deutschen Wirtschaft die deutsche Einheit beschwört

Klaus-Heiner Röhl schreibt mir per IW-Newsletter:

Sechs Gründe, warum die deutsche Einheit nicht gescheitert ist.

Da hat es aber einer nötig. Mein Gott! Herr Röhl merkt an, dass auch nach mehr als drei Jahrzehnten die Unterschiede zwischen Ost- und West immer noch enorm sind, ist trotzdem der Überzeugung, die deutsch-deutsche Hochzeit sei ein Erfolg, auch wenn das abseits der Metropolen oft nicht spürbar ist.

Dann hangelt er sich von den Unterschieden im Brutto-Sozialprodukt über fehlende Großunternehmen, fehlende Konzernzentralen und fehlende Start-ups zum IW-eigenen IW-Einheitsindex, worin Produktivität, Kapitalstock, Forschungsleistung und Arbeitslosigkeit zu einer schillernden Kennzahl vermengt werden, bei der – wie sinnig – die alten Bundesländer mit 100 zur Norm erklärt werden, an der die vor 33 Jahren angeblich geehelichte Braut aus dem Osten gemessen wird, und siehe da: Über 80 ist sie immer noch nicht hinausgekommen.

Dass der Index für die neuen Bundesländer bei 80 steht, der Unterschied also nicht noch größer ausfällt, ist der dann mit sechs Gründen belegte Nachweis für das Nicht-Scheitern.

Da fragt man sich schon, was soll das. Was quetscht der sich da ab? Gibt es nun “die Einheit”, oder gibt es sie nicht. Achtzig zu hundert? Beim Basketball würde man da klar zwischen Sieger und Besiegtem unterscheiden. Beim jüngst erzielten 78 : 112 (Hamburg : Ulm) titelte BILD schon: “Mega-Klatsche für die Towers”!

Doch vom 80 : 100 schwenkt Klaus-Heiner Röhl zügig auf die Zielgerade ein.

Die neuen Länder sind belastet.

Nein. Nicht durch die Habeck’sche Energiepolitik, schon gar nicht durch die Baerbock’sche Außenpolitik, auch nicht durch die Scholz-Lindner’sche Wumms-Politik. Das kommt alles nicht vor, nicht einmal Schwedt braucht erwähnt zu werden.

Klaus-Heiner Röhl weiß, woran es liegt:

Der Belastungsfaktor ist die ungünstige Demografie. Und, wehe, wehe, wehe! Die notwendige größere Offenheit für ausländische Experten und Fachkräfte erscheint aufgrund der Stärke der AfD in aktuellen Umfragen eher gefährdet.

Wo früher in Bayern “Hochwürden” seinen Schäfchen vor dem Wahltag von der Kanzel herunter ganz alleine einbleute, wo das Kreuz zu machen ist, muss also heute offenbar das Institut der deutschen Wirtschaft in die Bresche springen.

Haltungsnote: Eins mit Stern!