Lieber kontrolliertes Krankenhaussterben als gar keines

Karl Lauterbach hat sich eine Krankenhausreform ausgedacht, die dazu führen wird, dass nur noch wenige Zentralkliniken das gesamte Spektrum der stationären Versorgung erbringen können, daneben einige Spezialkliniken und dazu ein paar bessere medizinische Ambulanzen, die es auch in der Provinz noch geben darf.

Lauterbach dazu: Wir werden Kliniken verlieren, aber ohne die Reform verlieren wir viel mehr und unsystematisch.”

Auch hier zelebriert ein Bundesminister wieder einmal eine Scheinalternative. Entweder planmäßige Einschränkung der medizinischen Versorgung oder eben unkontrolliertes Kliniksterben.

Die Frage, warum die Krankenhäuser und Kliniken reihenweise vor der Insolvenz stehen, wird vorsichtshalber nicht gestellt, und die Frage, wie dies ohne Schließungen verhindert werden könnte, auch nicht.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als Krankenhäuser nicht geschlossen, sondern neu gebaut, bzw. erweitert wurden, und zwar von den Städten, den Landkreisen und den Ländern, als die möglichst wohnortnahe Vollversorgung nicht das Problem, sondern das Ziel war. Städte, Landkreise und Länder haben diese Krankenhäuser auch betrieben, und allenfalls der Chefarzt hat seinen Privatpatienten seine eigenen Honorarnoten ausgestellt.

Zu diesen Zeiten wurden auch überall Frei- und Hallenbäder gebaut, zu diesen Zeiten gönnten sich die Kommunen ihre neuen Rathäuser und ihre Kläranlagen. Es wurden Straßen gebaut und ausgebaut – und obendrein fuhren die Züge der Bundesbahn pünktlich und hielten an hunderten von Bahnhöfen, die heute keine Bahnhöfe mehr sind.

Zu diesen Zeiten waren übrigens die Schulden von Bund, Ländern und Kommunen weit davon entfernt, per Schuldenbremse reguliert werden zu müssen, obwohl das Bruttosozialprodukt, wie das BIP damals hieß – auch inflationsbereinigt – verdammt weit vom heutigen entfernt war.

Damals war genug Geld da. Wohin fließt die Billion an Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden heute? Sicherlich ist die weit fortgeschrittene Privatisierung des Gesundheitswesens und das damit verbunden Gewinnstreben der Klinikkonzerne und der Gesellschafter der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ein wichtiger Grund für die Probleme der Krankenhauslandschaft – aber eben nicht der einzige. Es fehlt ja auch sonst an allen Ecken und Enden!

Vielleicht sollte man die Haushaltspläne der Gebietskörperschaften aus den 60er und 70er Jahren wirklich einmal Punkt für Punkt mit den aktuellen vergleichen, um festzustellen, welche strukturellen Verschiebungen da stattgefunden haben.