Deutschland Ticket – Erfolgsgeschichte?

Die Zahlen klingen toll.

10 Millionen Deutschland-Tickets

zum Preis von 49 Euro sind im Wonnemonat Mai, dem ersten Monat seit Beginn des Projekts, bereits verkauft worden. Fast jeder achte Deutschland Bevölkernde hat sich also ein Deutschland-Ticket zugelegt. Donnerwetter!

9,3 Millionen Deutschland-Tickets wurden von Personen erworben, die schon bisher die Busse und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs genutzt und dafür bislang höhere Preise bezahlt haben.

Nehmen wir an, dass die durchschnittliche Ersparnis durch das Deutschland-Ticket gegenüber bisher genutzten Zeitkarten oder Normaltickets etwa 25 Euro betragen haben mag, dann sind den Betreibern des Nahverkehrs bereits im ersten Monat 233 Millionen Euro Einnahmen entgangen. Da diese Nutzer so lange auf dem Deutschland-Ticket fahren werden, bis es (was zu erwarten ist) teurer wird, stehen da jährlich Mindereinnahmen von 2,79 Milliarden Euro in den Büchern.

0,7 Millionen Neukunden haben Busse und Regionalbahnen gewonnen. Es ist anzunehmen, dass die wenigsten davon vom Auto umgestiegen sind, sondern dass es sich um Personen, vorzugsweise Rentner handelt, die damit ihren Mobilitätsspielraum erweitert haben. Das hat zusätzliche 34,3 Millionen in die Kassen gespült. Wenn es dabei bliebe (ich rechne spätestens im Herbst mit einem starken Rückgang), stünden den Verlusten von 2,79 Milliarden zusätzliche Einnahmen von 0,412 Milliarden gegenüber. Saldierter jährlicher Verlust: Rund 2,4 Milliarden Euro.

Das ist immerhin noch deutlich weniger als jene 3 Milliarden, die Bund und Länder je zur Hälfte zur Verfügung stellen, um die erwarteten Verluste auszugleichen.

Man muss also damit gerechnet haben, dass das Deutschland-Ticket keineswegs Millionen von Menschen dazu bewegen wird, vom privaten Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, sondern in der Hauptsache Mitnahme-Effekte bei denen ausgelöst werden, die sowieso schon die Öffentlichen benutzen.

Natürlich ist es jedem zu gönnen, der bei den Kosten für seinen Arbeitsweg jedes Jahr etliche Euro sparen kann, aber eine solche Wohltat für die Nutzer der öffentlichen Nahverkehrsmittel hat ja mit dem proklamierten Ziel, die Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen, überhaupt nichts zu tun.

Früher, als in Schulen nochgelernt wurde, hätte es geheißen:

“Thema verfehlt. Setzen! Sechs!”

Heute wissen viele Schüler schon mit “Setzen!” nichts mehr anzufangen.