Kaltakquise in Brasilien

Einfach mal an Türen klingeln, gucken, wer aufmacht, und dann versuchen, einen CO2-neutralen Staubsauger an den Mann oder die Frau zu bringen, das ist Kaltakquise. Ein Geschäft, von dem es heißt, es verlange höchste kommunikative Fähigkeiten.

Fehlt es an solchen Fähigkeiten, ist es zweckmäßig einen Weg zu finden, den Kunden dazu zu veranlassen, selbst den Wunsch nach einer Staubsaugervorführung zu äußern und dann einen festen Termin zu vereinbaren.

Geht es nicht um Staubsauger, sondern soll ein Seminar “Demokratie und Feminismus für BRICS-Präsidenten” beworben werden, wäre die beste Adresse für eine sichere und transparente Terminvereinbarung das Auswärtige Amt. Vor allem, wenn die Außenministerin höchstselbst mit ihrem Musterköfferchen antreten will, sollte vorher klar sein, mit wem sie, wann, zu welchem Thema, wie lange konferieren will.

Ob Annalena Baerbock einfach aufs Geratewohl nach Brasilien geflogen ist, um Staatspräsident Lula über den aktuellen Börsenkurs der europäischen Werte zu informieren, oder ob dem eine verbindliche Terminvereinbarung vorausgegangen sein sollte: Das Ergebnis war ernüchternd.

Weder Lula, noch die brasilianische Außenministerin wollten Frau Baerbock empfangen.

Wie ein abgewiesener Staubsaugervertreter, der sich im Café um die Ecke bei der Bedienung ausweint, durfte Frau Baerbock dem außenpolitischen Berater Lulas und der brasilianischen Vize-Außenministerin dann doch noch sagen, was sie sagen wollte.

In Bonn wurde das anscheinend nicht als Affront gegenüber Deutschland wahrgenommen. Schließlich war von einem offiziellen Protest, der Einbestellung des Botschafters ins Kanzleramt, oder anderen Zeichen der Empörung nichts festzustellen,.

Dass es kein Affront gewesen sein sollte, kann nun aber auch niemand ernsthaft behaupten. Wer käme da wohl als Adressat in Frage?

a) der gesamte Westen
b) die Europäische Union
c) der Bundeskanzler
d) ?

Mein lieber Herr Lula, Sie spielen mit dem Feuer!