Habeck: Die Welt da draußen ist nicht so

Gestern Abend, bei Caren Miosga, saß unser telegener Minister, höchst dynamisch die Sitzpositionen wechselnd, auf einer Art Anklagebank-light und versemmelte erneut die ihm auf silbernem Tablett servierte Chance, die nach dem Tatort noch vor der Glotze hängengebliebenen älteren weißen Männer und Frauen für seinen energie-, klimaschutz- und subventionspolitischen Parforceritt durch die Gefilde der deutschen Wirtschaft zu begeistern.

Wenn ich das Prinzip seiner Argumentation mit meinen Worten zusammenfasse, dann klingt das so:

Ich will ja. Ich will ja sogar das Unmögliche. Dass das nicht gelingen kann, müssen Sie doch einsehen. Das ist nicht meine Schuld. Das können Sie mir nicht anlasten. Die Opposition verweigert die Zusammenarbeit, der Finanzminister verweigert das Geld, und überhaupt:

Die Welt da draußen ist nicht so.

Was ich dann da im Bundestag gesagt habe, das ist doch nur, dass man miteinander reden muss, ohne vorher den Kotau machen zu müssen.

Während Habeck von der Welt da draußen schwadronierte, die nicht so ist, wie wir (?) uns das vorstellen, erinnerte ich mich an meine erste Fahrstunde, bzw. an den Satz, den ich mir ausgedacht hatte, um zu schildern, wie es mir dabei ergangen war:

“Eigentlich ist das Autofahren ganz einfach.
Das Problem ist, dass sich das Auto fortbewegt,
während man fährt.”

Nun, nach zwanzig Fahrstunden und um 500 Mark ärmer, hatte ich den Lappen.

Die Welt da draußen bewegte sich nicht mehr in einem mich überforderndem Tempo auf mich zu, sondern ich mich – einigermaßen souverän – durch sie hindurch.

So weit ist Habeck bei seinem Unterfangen, den “Wirtschaftsführerschein” zu erwerben, nach meiner Einschätzung noch nicht gekommen. Aber sich als die Unschuld vom Lande zu verkaufen, die mit so vielen Widrigkeiten zu kämpfen hat, dass man doch mit dem, was Dank seiner übermenschlichen Anstrengungen überhaupt noch funktioniert im Lande, hoch zufrieden sein muss, das hat er drauf.

Bei Apollo News habe ich letzte Woche diesen Artikel gelesen, in dem von einem grünen Politiker berichtet wird, der überzeugt ist, die Konservativen hätten Angst vor der “geballten Wirtschaftskompetenz” seiner Partei, im Sinne von: “Die Wähler könnten erkennen, dass die Grünen es besser können als wir.”

Es steht zu befürchten, dass dieser Grüne, sein Name ist übrigens Johannes Wagner, trotz seines Medizinstudiums und seiner Tätigkeit als Kinderarzt in Coburg, bevor es ihn 2021 in den Bundestag zog, den Unterschied zwischen Präpotenz und Kompetenz noch nicht erkannt hat.

Was wir seit zwei Jahren in Deutschland erleben, entspricht der semantischen Bedeutung des Begriffs “Politik”, der eben nichts anderes beschreibt als den Einfluss, den die Politiker – in und mit ihren Ressorts -auf die Objekte ihrer Politik ausüben. “Ressort” unterscheidet sich übrigens von “Fachgebiet” dadurch, dass das Ressort lediglich den Zuständigkeitsbereich beschreibt, während das Fachgebiet die fachliche Qualifikation impliziert.

Wenn der Einfluss die Politik und die Politik der Einfluss ist, dann ist “Politik” grundsätzlich wertfrei. Ob Politik mit großem materiellen Aufwand oder sparsam betrieben wird, ob sie mit großem oder geringem intellektuellem Aufwand, ob sie mit großem schauspielerischem Talent oder nur mit dem ehrlichen Alltagsgesicht betrieben wird, spielt überhaupt keine Rolle.

Die Bewertung der politischen Anstrengungen ist alleine vom Erfolg, bzw. von ihren Folgen abhängig.

Doch auch dabei kommt es stets darauf an, wer die Ziele gesetzt hat, und wer die Noten vergibt.

Wenn Johannes Wagner nun meinen sollte, Robert Habeck sei dabei, die ihm gesetzten Ziele nicht nur zu erreichen, sondern sie sogar noch zu übertreffen, und dabei glaubt, Habeck stünde in neidischer Konkurrenz zu den Politikern der Union, die ob seiner Erfolge verzweifeln, dann unterstellt er damit, dass auch Merz und seine Getreuen, wären sie anstelle der Ampel in Regierungsverantwortung, die Zerstörung der deutschen Wirtschaft ebenso vorantreiben wollen würden wie Habeck, um die – der deutschen Regierung vorgegebenen – Ziele zu erreichen.

Nun, Johannes Wagner kann sich irren. Doch sollte er recht haben, dann wäre das ein weiteres Indiz, das den Verdacht erhärtet, die Demokratie in Deutschland sei schon gar keine mehr.