Erst 9-, dann 49-, und bald 109-Euro-Ticket?

Es geht aufwärts mit Deutschland. Immer deutlicher wird: “Deutschland ist ein reiches Land!”

So reich, dass die Preise für den Nahverkehr schneller steigen können als die Inflationsrate.

Die Tagesschau erwähnt, dass die staatlichen Subventionen für die Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nur gesichert werden können, wenn ein neues Gesetz zur Finanzierung beschlossen wird. Gibt es keine neue gesetzliche Regelung, sind auch jene 49 Euro nicht zu halten, die nach einer Preiserhöhung um 444 Prozent zustandegekommen waren.

Da kann man sich eigentlich nur genüsslich zurücklehnen, nach der Popcorn-Tüte greifen und Wetten darauf abschließen, wie die Verantwortlichen doch noch zu einem Happy-End kommen wollen.

Hätte man nicht mit Gewalt versucht, die Automobile von den Straßen zu verbannen und die Menschen mit finanziellen Anreizen in den ÖPNV zu quetschen, es gäbe kein Finanzierungsproblem im öffentlich geförderten Nahverkehr, es würden stattdessen sogar Steuereinnahmen aus dem Verkauf von Benzin und Diesel weiterhin sprudeln, die mit dem 9- und 49-Euro-Ticket verlorengegangen sind.

Bei Licht betrachtet stellt sich heraus, dass der ÖPNV unter allen Strichen noch nie in der Lage war, den Personentransport zu kostendeckenden und zugleich wettbewerbsfähigen Preisen bei ausreichender Dichte der Haltestellen und mit zumutbaren Wartezeiten auf den nächsten Bus oder Zug zur Verfügung zu stellen.

Tatsächlich gibt es in den großen Städten einen einigermaßen funktionierenden ÖPNV. Einigermaßen heißt, dass Menschen ohne Auto damit ihre Mobilitätsbedürfnisse befriedigen können und dass Menschen, die über ein Auto verfügen, auf bestimmten Strecken den ÖPNV nutzen, weil sich ihre Ziele damit ohne Stau und mit überschaubaren Fahrzeiten erreichen lassen, was Unbequemlichkeiten, die mit der Nutzung des ÖPNV nun einmal verbunden sind, leichter erträglich macht.

Das ist das Klientel des ÖPNV – und dabei hätte man es belassen können – wäre da nicht diese ideologiegetriebene Vorstellung, das Auto aus den Städten verdrängen zu müssen. Aber: Jeder Versuch, das Angebot des ÖPNV komfortabler zu machen, dabei gar das “flache Land” mit anzubinden steigert die Kosten weit mehr als durch wachsende Inanspruchnahme wieder hereingeholt werden könnte.

Grüne Visionen kosten halt Geld. Viel Geld. Die Länder haben es nicht und der Bund hat es auch nicht.

Von daher tippe ich auf eine Lösung, die ungefähr so aussehen wird:

Der Preis für das “Deutschland Ticket” wird auf 99 oder 109 Euro angehoben, zeitgleich wird auf Fahrscheinkontrollen bundesweit, auch in den Fernzügen der Bahn, vollständig verzichtet, um “soziale Härtefälle” gar nicht erst aufkommen zu lassen.