Dumme Kuh

Ist die Kuh dumm, der Ochse blöd, das Rindvieh dämlich? Kann es sein, dass der allesfressende Mensch den Rindern diese Attribute angeheftet hat, weil sie sich als Veganer der ersten Stunde ausschließlich von Heu und Gras ernähren, während der Mensch sich gerne auch einmal ein Steak auf den Grill haut, wobei ihm die Vorfreude auf den Genuss im Munde zusammenläuft?

Mag sein, dass es so dazu gekommen ist, doch zur Ehrenrettung der Rinder muss gesagt werden, dass sie sich entwicklungsgeschichtlich sehr früh für die vegane Ernähung entschieden und ihren Organismus dann entsprechend umgebaut haben. Das sieht dann so aus (Zitiert aus Wissenschaft im Dialog):

“Das Futter gelangt vom Pansen über die Haube in den Psalter und von dort in den Labmagen. Wiederkäuer fressen Gras bzw. Stroh. Beides verdauen sie mit Hilfe von Mikroorganismen. Die befinden sich in einem Riesenvormagen, der bis zu 200 Liter Inhalt fassen kann und aus drei Teilen besteht. Seine größte Abteilung ist der Pansen. Dort wird das Futter aufgenommen. Kopfwärts ist die Haube aufgelagert, auch als Netzmagen bezeichnet. Sie siebt das Futter, so dass nur feine Partikel in den folgenden Blättermagen kommen. Außerdem schickt sie portionsweise Futter zurück ins Maul zum Wiederkauen und in den Pansen. 

Neben der Haube buchtet sich kugelig der Psalter aus, auch Blättermagen genannt. Er ist der letzte Vormagen. Seine Hauptaufgabe ist die Resorption, das Aufsaugen bzw. Aufnehmen von Wasser und Nährstoffen. Der Psalter steht in Verbindung mit dem Labmagen, dem letzten der vier Mägen der Kuh. Er ist vergleichbar mit dem menschlichen Magen. Von dort gelangt der Futterbrei in den Dünndarm.”

Wer so gerüstet ist, über einen Vormagen verfügt, der ein Volumen von mehr als 200 Liter fassen kann und dabei dafür gebaut ist, halb angedautes Gras wieder hochzuwürgen und nochmals durchzukauen, der kann deshalb weder dumm, noch blöd, noch dämlich genannt werden. Im Grunde machen die Rinder ernährungstechnisch ganz genau das, wozu ihr Körper gebaut ist. Sie fressen Unmengen an Gras, saufen Unmengen an Wasser und produzieren als Abfallprodukt ausgedehnte Kuhfladen.

Cem Özdemir, der Grüne, beabsichtigt, die jüngste Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) verpflichtend für Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen zu machen. Noch vor vier Jahren hat sich die DGE für eine ausgewogene Ernährung aus Obst und Gemüse, aber eben auch Fleisch und Fisch ausgesprochen. Nun sollen es pro Person und Tag nur noch 10 Gramm Fleisch sein, inkl. dem Fleisch, das in der Wurst, im Leberkäs und in den Frikadellen vorhanden ist.

Das ist nur noch ein Viertel dessen, was den Deutschen in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs über Lebensmittelmarken zugestanden wurde. Hier ein Zitat aus https://www.bilderbuch-ruppichteroth.de/historische-dokumente/1949-lebensmittelkarten.html

“Die Lebensmittelversorgung wurde bis 1941 − abgesehen von regionalen und saisonbedingten Engpässen − selbst in den Städten und Ballungsgebieten noch als befriedigend eingeschätzt. 1942 kam es jedoch zu drastischen Einschnitten: im April wurden die Brotration für Normalverbraucher von 9,6 kg auf 6,4 kg, die Fleischzuteilung von 1600 g auf 1200 g und die Fettration von 1053 g auf 825 g im Monat gekürzt. In den „Geheimen Lageberichten“ des Sicherheitsdienstes der SS wurde gemeldet, die einschneidenden Kürzungen hätten auf einen großen Teil der Bevölkerung „niederschmetternd“ gewirkt wie kaum ein anderes Ereignis des Krieges.”

Ich würde Cem Özdemir, dem Veganer mit nur einem Magen, dringend empfehlen, den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages zu beauftragen, herauszufinden, ob seine geplante Ernährungsverordnung sich auf einen großen Teil der Bevölkerung nicht ebenso niederschmetternd auswirken würde wie die Kürzung der Rationen im April 1942. Sollte das bejaht werden, muss er sich dann entscheiden, ob er sich und seiner Partei tatsächlich einen “Veggie-Day-zum-Quadrat-Reinfall” bescheren will oder lieber doch nicht. Es sind ja nicht nur die Konsumenten, er richtet damit ja die gesamte Tierhaltung und Fleischverwertung zugrunde.

Delandwirtschaftisierung …, im Wettrennen mit der Deindustrialisierung? Welchen Preis hat die grüne Vorsitzende dem Gewinner wohl versprochen?