Deindustrialisierungs-Boom

Kanzler Scholz hält den deutschen Osten für eine Boomregion mit so großen Potentialen, dass die “Region” zu einem Motor des Wandels werden könne.

Man muss ihm schon genau zuhören, um zu erkennen, dass es sich bei den Fakten, die ntv dem Optimismus des Kanzlers ganz nüchtern entgegenstellt, nicht um eine Kritik in der Qualität einer Blutgrätsche handelt, sondern um eine Bestätigung.

Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind die Schlusslichter beim BIP pro Kopf in Deutschland. Es fehlt zudem an Innovationen, Gründungen, MINT-Jobs, Patenten, wie das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in dieser aktuellen Studie nachweist.

Bei einem Boom handelt es sich um eine rasante, irgendwie mitreißende oder ansteckende Bewegung. Ein Begriff, der bislang in nahezu allen Fällen mit stürmischem Aufschwung und Wachstum in Verbindung gebracht wurde.

Scholz spricht aber nicht vom Aufschwung, sondern stattdessen vom “Wandel”, also von der Transformation und den vielen Wenden, die uns die Ampel verheißen hat. Dieser Wandel könnte allerdings im Osten noch stürmischer verlaufen als in den gebrauchten Bundesländern.

Man denke nur an Schwedt, wo immer noch nur mit halber Kraft raffiniert wird, weil das Öl nicht kommt, weil die Notpipeline an die Schwedt angeschlossen ist, nicht ertüchtigt werden kann, weil die Fördergelder dafür “irgendwie” nicht fließen wollen.

… und das mit der Chipfabrik in Magdeburg, für die Intel von Christian Lindner frech 10 Milliarden Euro Staatsknete fordert, ist auch noch längst nicht in trockenen Tüchern. Außerdem bedeutet, Chips fertigen zu können, noch lange nicht, Chips auch entwickeln oder neue Fertigungstechnologien entwickeln zu können. Es wäre “Lohnarbeit”, nicht anders als bei der von Taiwan angedachten Chipfabrik in Dresden.

Scholz raucht ja nicht. Aber was seine Stichwortgeber rauchen, das würde ich gerne wissen.