Straßenverkehrs-Erschwerungs-Ordnung

Der Umzug auf den neuen Server ist gelungen. Danke, Wilfried!

Lieber Wolfgang, ich habe es gesehen … gern geschehen 😊

Die Ampel hat sich wieder einmal geeinigt. Verkehrsminister Wissing, FDP, gibt sich zwar Mühe, den Anschlag auf die individuelle Mobilität kleinzureden, mit Ansagen, wie: “Flächendeckend Tempo 30 wird es nicht geben”, doch wer will das schon noch ernstnehmen.

Schon seit Jahren ist es für mich eine Qual, Freunde und Verwandte in München mit dem PKW besuchen zu wollen. Auf die Frage, wohin mit dem Auto, gibt es kaum noch eine Antwort. Ehemalige Parkplätze sind in so genannte “Grünflächen” verwandelt worden, wo die Münchner Hunde zwischen verdorrenden Zwergstauden ihr Häufchen setzen. Wo es freie Parkplätze zu geben scheint, machen kleine Schilder darauf aufmerksam, dass hier eine Anwohner-Park-Zone eingerichtet wurde, der freie Platz also nicht genutzt werden kann. Das nächste öffentliche Parkhaus? Zu weit weg. Drei, vier Runden um den Block, Seitenstraßen absuchen, mit etwas Glück nach einer Viertelstunde, mit weniger Glück auch nach einer halben noch nicht, der gerade frei werdende gebührenpflichtige Parkplatz. Richtig teuer, wenn man nicht nur eine Viertelstunde parken will – noch teurer, wenn man die Parkzeit überschreitet und die Politesse ihre Chance genutzt hat, ihr Soll zu erfüllen.

Dieser Zustand voll nun verschärft werden, indem die Kriterien für das Einrichten von Anwohnerparkzonen aufgehoben werden. Kassiert die Stadt halt nicht mehr von den Besuchern, sondern gleich und im Voraus von den Anwohnern – und wenn die nicht wollen, finden sie auch keinen Parkplatz mehr.

Das ist nicht alles.

Den Kommunen soll es unter Wegfall bisheriger Bestimmungen zur Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses gestattet werden, beinahe nach Belieben Tempo-30-Zonen festzusetzen, die Straßen für den allgemeinen Verkehr durch Radwege und Sonderfahrstreifen, auch für E-Mobile, zu verengen.

Sonderparkzonen und Tempo 30-Zonen haben für die Kommunen einen erheblichen finanziellen Vorteil: Die Einnahmen aus den Anwohner-Park-Lizenzen, die Einnahmen aus Verwarnungsgeldern für Falschparker und die Einnahmen aus Bußgeldern wegen Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit werden steil ansteigen, wobei nach wie vor der Löwenanteil dieser Einnahmen den privatwirtschaftlichen Unternehmen der Kommunalen Verkehrsüberwachung zufällt, die von den Städten und Gemeinden mit den Kontrollaufgaben beauftragt werden, weil die Einsparungen beim städtischen Personal den Einsatz von externen Dienstleistern zwingend erforderlich machen.

Nun ja. Wer braucht schon Straßenverkehr?

Der Vergleich des Straßennetzes mit den Blutbahnen im menschlichen Körper liegt nicht so weit daneben, als dass man ihn nicht bemühen dürfte. Ich kenne keinen Arzt, der anraten würde, Arterien und Venen künstlich zu verengen, damit den Blutstrom zu verlangsamen und das Herz zu entlasten, das ja deswegen weniger pumpen müsse. Patienten, denen eine solche Therapie verordnet würde, müssten innerhalb kurzer Zeit sterben.

Ich wage die Prognose, dass die “Stilllegung” der individuellen Mobilität die Städte umbringen und in schnell verwahrlosende Ghettos verwandeln wird.

Ghettos, in denen Alte, die nicht mehr umziehen wollen oder können, und sozial Schwache, die sich als Besetzer in verwahrloste, leerstehende Wohnungen einquartieren, 90 Prozent der Bewohner stellen. Niemand wird sich um deren Versorgung kümmern. Es lohnt sich nicht. Es lohnt sich nicht, den öffentlichen Nahverkehr zu betreiben, es lohnt sich nicht, Fernwärmenetze zu betreiben, es lohnt sich nicht, Supermärkte zu betreiben, weil deren Einzugsbereich auf die Erreichbarkeit durch Fußgänger beschränkt sein wird. Es lohnt sich nicht, die Gesundheitsversorgung aufrecht zu erhalten, es lohnt sich nicht, Polizei vorzuhalten.

Denken Sie an Detroit:

“Die einst gefeierte Metropole der Moderne hat ihre besten Zeiten hinter sich: Innerhalb von einem halben Jahrhundert verlor Detroit fast eine Million Menschen und damit die Hälfte seiner Bevölkerung. Viele Gebäude in der Innenstadt sind inzwischen verlassen. Als die letzten Mieter auszogen, wurden die Heizungen runtergedreht, der Strom abgeschaltet. In die leerstehenden Gebäude sickerte Wasser ein, der Frost sprengte Risse in Wände und Säulen, Fenster zerbrachen. Die Abrissbirne gab vielen Bauten den Todesstoß. 35 Prozent des Stadtgebiets sind inzwischen unbewohnbar.”
(Der Spiegel, 2011)

Denken Sie an Wolfsburg (VW), München (BMW), Stuttgart (Mercedes), Ingolstadt (Audi), Köln (Ford), Rüsselsheim (Opel) und die Städte, in denen Zweigwerke existieren. Wer den Pkw vertreibt, vertreibt auch die Automobilindustrie.

Das kommt noch hinzu, zur Deindustrialisierung wegen künstlich verteuerter und verknappter Energie.

Die grüne Illusion, wie hier im Video dargestellt, wird nicht Realität werden.